Werkstatt "Gegenständliches Zeichnen - Tipps und Tricks"

In Zusammenarbeit mit der Kunstbastion in der Spandauer Zitadelle (Jugendkunstschule Spandau) wurde in diesem Jahr im Rahmen der Bildnerischen Werkstätten der Spandauer Schulen eine Werkstatt zum Thema „Gegenständliches zeichnen – Tipps und Tricks“ angeboten. Veranstaltungsort war der Raum der Brückenklasse in der GiB.

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ (Karl Valentin)  Dies gilt besonders für die Kunst des Zeichnens und der damit verbundenen Wahrnehmung und Technik. Dabei gibt es immer etwas dazuzulernen. Fünf Schülerinnen – darunter eine ehemalige Schülerin der GiB - und sechs Schüler der Klassen 9 und 10 verschiedener Spandauer Oberschulen versammelten sich, um vier Schultage lang genau dies zu tun. Alle brachten schon vorhandene, teilweise beeindruckende Vorkenntnisse mit.

Zu Beginn mussten zuerst einmal Möbel gerückt werden. Beim Zeichnen ist es ja wichtig, einen guten Standpunkt und genügend Abstand zum Objekt zu haben.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vorab im Infobrief aufgefordert worden, selbst Zeichenobjekte mitzubringen. Dem wurde nur sehr zurückhaltend gefolgt. Daher war es gut, dass schon viele, sehr unterschiedliche Gegenstände vorhanden waren: Tierpräparate aus der naturwissenschaftlichen Sammlung der Schule – darunter unter anderem die Schädel einer Ente, eines Papageis und eines Maulwurfs - , farbiges Glas, Gliederpuppen, Stoff für Faltenwürfe, Styroporkugeln, Muscheln, große Modellautos.

Es konnte aus einer größeren Zahl an Zeichenmedien (Bleistifte unterschiedlicher Härtegrade, Kreiden, Buntstiften, Rötel, Zeichenkohle, Finelinern) und Papiersorten ausgewählt werden.

Die Werkstatt war sehr frei strukturiert, damit jeder/jede die Möglichkeit hatte, einen eigenen Zugang zum Objekt zu finden. Leise, d.h. mit Ohrhörern Musik zu hören war ausdrücklich erlaubt, da der Kursleiter damit persönlich gute Erfahrungen gemacht hat. Es gab eine halbstündige Mittagspause – ansonsten konnten Pausenzeiten frei gewählt werden. Für diese Pause gab es auch die Möglichkeit, in Literatur zur Zeichenlehre und zur Kunstgeschichte zu „schmökern“. In den Räumlichkeiten stand zudem ein Internetzugang zur Verfügung, sodass auf die Möglichkeit der Recherche über einzelne Künstlerpersönlichkeiten (z.B. Giorgio Morandi) oder auf Internettutorien zum Thema „Gegenständliches Zeichnen“ (z.B. Youtube) verwiesen werden konnte.

Nach ausreichend langer Ankündigung – denn es galt, die kontemplative und konzentrierte Atmosphäre nicht plötzlich zu unterbrechen – wurden theoretische und praktische Inhalte zu den Themen Proportionen abmessen (Visieren), Winkel erkennen, Negativräume sehen, Grauwerte in der farbigen Natur finden, Licht und Schatten darstellen und unterschiedliche Schraffuren zeichnen vermittelt. Zwischendurch wurden Einzelnen kleinere Tipps gegeben, z.B. dass man ein zweidimensionales Vorbild erfolgreicher wiedergibt, wenn man es umgekehrt abzeichnet oder wie man perspektivisch Räder konstruiert.

Es war interessant zu sehen, welche Gegenstände ausgewählt wurden und wie der Prozess des „sich Einzeichnens“ bei den Einzelnen vollzog. Eine Schülerin entschied sich für das sehr detaillierte Modell eines US-Straßenkreuzers und blieb zwei Tage lang dabei. Die überwiegende Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler hatte kein Problem damit, sich über einen längeren Zeitraum hinweg konzentriert zeichnerisch mit einem Gegenstand auseinanderzusetzen. Bald wurden schon einige typische Arbeitsweisen sichtbar: Da gab es jemanden, der seriell arbeitete und sich konsequent fast ausschließlich mit Muscheln und Vogelschädeln beschäftigte. Ein anderer spezialisierte sich auf die Darstellung von Tieren. Auch jemand mit einer „expressionistischen“ Handschrift  war dabei.

Alles in allem waren diese vier Tage auch für mich als Werkstattleiter eine neue und intensive Erfahrung. Die Ergebnisse sprechen für sich.

Ich hoffe,  dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich weiterentwickeln, auch in Zukunft viel Freude am Zeichnen haben, damit ihr Leben bereichern und - wer weiß – es vielleicht einmal später beruflich nutzen können.

 

Thomas van der Linde